Warschau: Wohnungen statt Spiele

Der folgende Bericht der ZSP-IAA dokumentiert den Widerstand des MieterInnen-Verteidigungs-Komitees (Komitet Obrony Lokatorów) und der Basisgewerkschaft ZSP (Związek Syndykalistów Polski) gegen das in Polen und der Ukraine abgehaltene Fußballspektakel, das heute in Warschau begann. Während die Presse und das Fernsehen in Deutschland die Proteste gegen die Fußball Europameisterschaft zwar punktuell am Beispiel der Femen-Bewegung dokumentiert, wenn auch alleinig aus voyeristischen Gründen, zeigt der nun folgende Text, dass das soziale Aufbegehren gegen das Großereignis wesentlich breiter gefächert ist, als es in den deutschen Medien dargestellt wird.
Am 8. Juni ist die Fußball Europameisterschaft in Warschau eröffnet worden. Die Stadt war voller Polizei, Militärpolizei und Fußballfans. Die ZSP-IAA und das MieterInnen-Verteidigungs-Komitee organisierten Proteste gegen die Politik dieser Veranstaltung. Die Aktion fand in der Umgebung des Stadions statt, so dass tausende Menschen davon Notiz nehmen mussten. Wir sprachen über das Geld, das für die Europameisterschaft ausgegeben wurde, und die Tatsache, dass nur die UEFA, die im übrigen steuerfrei agiert, und eine Handvoll Unternehmen von dem Ereignis profitieren. Ungefähr 26 Milliarden Euro wurden aus dem öffentlichen Haushalt dafür ausgegeben – Geld aus der Tasche der ArbeiterInnen.

Während Polen Unsummen für die Spiele ausgibt, bleiben Kinder hungrig, da die Stadt Warschau Cafeterias in Schulen privatisiert, Einschnitte im Sozialwesen vornimmt und überhaupt sämtliche Kosten erhöht. Ein Genosse der ZSP wies in seiner Rede darauf hin, dass das Unternehmen, welche das Nationalstadion von Warschau gebaut hat, vergangene Woche Konkurs anmeldete, da es Probleme mit Zahlungen gab. Das bedeutet, dass eine Menge Subunternehmen und damit eine Menge ArbeiterInnen nicht ausbezahlt wurden. Sie drohten damit die Europameisterschaft zu blockieren, taten es aber nicht. Die im Stadion beschäftigten ArbeiterInnen wurden ebenso betrogen, da sie weniger Lohn erhalten als ihnen zugesagt wurde. Auch sie drohten mit einem Streik, verzichteten aber darauf. Diese Situation, bei der eine große Masse an unorganisierten ArbeiterInnen durch Defätismus zum Schweigen gebracht wird, in einem Land mit versöhnlichen Gewerkschaften, erzeugt mehr und mehr soziale Probleme. Die Protestierenden riefen zur Selbstorganisation auf, um sich gegen diese Arten des Missbrauchs zu verteidigen.

Ein Guillotine wurde herbeigeschafft und die Demonstrierenden erklärten, dass wenn die PolitikerInnen so weitermachen, man Gebrauch davon machen müsste. Wenn die sozialen Kürzungen weitergehen, werden wir die Köpfe der Regierung kürzen.

Nach den Protesten gingen einige GenossInnen zur Polizeistation um gegen die Verhaftung der Aktivistinnen von Femen zu protestieren.

Quelle: www.fau.org

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